Ralf Gnosa freier Schriftsteller und Literaturwissenschaftler


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Kretische variation

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Kretische variation

Ein versuch zum mythos


Theseus. aufbruch nach Kreta


Ich heb die hand. ich steig aufs schiff.
Nun muß ich segeln ohne ende.
Und jede welle birgt ein riff
Und starre bindet meine hände.

Ein fremder löst des schiffes tau
Und fremde greifen in die ruder.
Ich hab kein ziel und seh genau:
Im labyrinth bin ich mein bruder.

Es sammelt mannschaft sich an deck.
Ein fremder legt die hand ans steuer.
In meinem hirne wächst ein schreck.
Am steuer niemand. hirn im feuer.


Theseus geht an land


Verlasse ich des schiffes planken
Verliere ich die sicherheit.
Ich spüre Kretas starkes schwanken
Und werde stürzen mit der zeit.

Das schiff ist meins. doch Kretas städte
Sind fremd und fern und nicht vertraut.
Ich gehe wie auf eises glätte.
Das fremde frißt sich in die haut.

Ich muß nun durch das fremde gehen
Und finde mir mein labyrinth.
Ich werde Ariadne sehen
In der ich meinen faden find…



Ariadne. einen faden darbietend

So nimm von meiner hand was ich dir gebe
So nimm von meiner hand was du nicht hast.
Es wird aus diesem faden ein gewebe
Durch tausend gänge in dem wirr-palast.

So gib aus deiner hand was ich erstrebe
So gib aus deiner hand was ich nicht hab.
Ich weiß daß ich in deine hand mich gebe
Und weiß schon nicht mehr was ich dir einst gab.


Theseus dankt für den faden

Ich habe nichts in händen. deine gabe
Entwindet sich der hand und ist doch trost.
Dein faden er ist alles was ich habe
Vielleicht von einem schicksal zugelost.

Ich muß nun gehen lange zeit nur gehen
Von nichts zu nichts auf manchem dunklen gang.
Ich werde niemals deine augen sehen.
Hab dank.
ccccccccccnur leere bleibt die uns bezwang.

Alter Theseus

Die fahrt ist um. ich sitze nur und warte.
Es ist kein ende in dem labyrinth.
Ich schuf mir eine zeichnung eine karte
In der ich meinen standort nicht mehr find.

Wo ist der faden der mit hoffnung narrte?
Ich fühl ihn nicht. die finger wurden blind.
Wo sind noch menschen? die um mich einst scharte
Mein heldentum? ich werde niemals kind.

Und meine hand die einst den faden wahrte
Sie ist nun blaß und schwach. nur zeit verrinnt.
Dies labyrinth das niemals menschen paarte
Ist alptraum nur aus stein – und es – gewinnt…


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