Ralf Gnosa freier Schriftsteller und Literaturwissenschaftler


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John Keats: Why did I laugh to-night - Was lacht' ich nachts

John Keats (1795-1821) - Why did I laugh to-night?

Why did I laugh to-night? No voice will tell:
No God, no Demon of severe response,
Deigns to reply from Heaven or from Hell.
Then to my human heart I turn at once.

Heart! Thou and I are here, sad and alone;
I say, why did I laugh? O mortal pain!
O Darkness! Darkness! ever must I moan,
To question Heaven and Hell and Heart in vain.

Why did I laugh? I know this Being's lease,
My fancy to its utmost blisses spreads;
Yet would I on this very midnight cease,
And the world's gaudy ensigns see in shreds;

Verse, Fame, and Beauty are intense indeed,
But Death intenser - Death is Life's high meed.


John Keats - Was lacht' ich nachts?

Was lacht' ich nachts? Doch keine Stimme spricht:
Kein Gott, kein Dämon mir mit ernstem Sinn
Aus Himmel oder Höll sein Schweigen bricht.
So wend ich mich zum eignen Herzen hin.

Herz! Du und ich hier, traurig und allein;
Ich frag: Was lachte ich? O Todesschmerz!
O Schwärze! Schwärze! ewig muß ich schrein,
Vergeblich fragend Himmel, Hölle, Herz.

Was lachte ich? Ich kenn des Daseins Pacht,
Nach höchstem Glück will meine Geistkraft gehn;
Doch ich möcht sterben diese Mitternacht,
Den Fahnenprunk der Welt in Fetzen sehn;

Zwar tief sind Dichtung, Ruhm und Schönheit schon,
Doch Tod ist tiefer - Tod ist Lebens Lohn.



Dieses Sonett von Keats steht dem vorigen in nichts nach; auch hier eine unglaubliche Bildgewalt in Kombination mit Abstraktionen, auch hier ein einsames Ich den Lebensrätseln, den Bedrängnissen gegenüber, die dem bewußten Ich nicht erspart bleiben. Diese Sonette von Keats haben etwas ungemein Existentielles an sich und eben daraus resultiert wohl auch ihre so bedrängende Modernität.
Es gibt auch von diesem Sonett zahlreiche Nachdichtungen, man findet es in den Ausgaben von Heinz Piontek (1925-2003) (Keats: "Gedichte" Stuttgart: Reclam 1981, S. 39), Edward Jaime (1907-1965) (Keats: "Sonette und Oden" Köln: Balduin Pick 1946, S. 21) und Alexander von Bernus (1880-1965) ("Das irdische Paradies. Bd. 2: John Keats" Nürnberg: Hans Carl 1947, S. 75); ferner in Anthologien verdeutscht von Hans Hennecke (1897-1977) (Ders.: "Englische Gedichte von Shakespeare bis W.B. Yeats" Berlin: Gustav Kiepenheuer 1938, S. 111); Walter Schmiele (1909-1998) (Ders.: "Englische Dichtung deutsch" Darmstadt: Eduard Roether 1949, S. 109f.) und Gisbert Kranz (1921-2009) (Ders.: "Englische Sonette" Stuttgart: Reclam 1981 (2., verb. Aufl.), S. 123); diese Liste wäre gleichfalls sicher leicht zu verlängern.


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